Raw Cuisine auf dänisch: 42°Raw
Neulich war ich mal wieder in Kopenhagen. Die Stadt steht ja für einen bemerkenswerten kulinarischen Siegeszug: Schließlich nahm hier die sogenannte Nordic Cuisine ihren Anfang, im Restaurant Noma – das seit Jahren immer wieder als bestes Restaurant der Welt gelistet wird. Koch Rene Redzepi hat der Welt gezeigt, dass Skandinavien mehr kann als Fleischbällchen und dass man auch jenseits der reich gefüllten Speisekammern des Südens mit all ihrem Olivenöl, Trüffeln und Zitronen raffiniert kochen kann. Zum Beispiel mit Moosen, Beeren und Flechten aus dem Wald. Das Essen im Noma vor ein paar Jahren war jedenfalls eine echte Offenbarung für mich – es war nicht einfach nur Essen, es war Konzept. Kunst auf dem Teller! Das Lokal ist kein vegetarisches, doch natürlich wissen richtig gute Köche, wie man mit Gemüse perfekt umgeht. Schon damals fand ich es super, was die dort geschmacklich aus einer ollen Karotte herausholten.
Vegan, roh und hip
Inzwischen gibt es noch viel mehr spannende Restaurants in Kopenhagen, mit verschiedenen Spielarten der Nordic Cuisine oder auch mit Trendküche in Richtung grün, vegan und roh. Die Dänen nämlich sind wohl schon viel länger als wir auf den Geschmack von Raw Food gekommen. Die Rohkost-Bewegung in Kopenhagen ist richtig groß. Kein Wunder, dass es dort schon einige Läden gibt, in denen die Küche kalt bleibt. Der erste Laden dieser Art war das 42°Raw. Das kleine Restaurant mitten in Kopenhagens Innenstadt ist eine Art Selbstbedienungs-Schnell-Imbiss, aber in stylish-hip und eben mit “fashionable new-raw cuisine”. Nix mit langweiligen Rohkosttellern, sondern abwechslungsreiches, leckeres Essen mit frischen, natürlichen Zutaten, die nicht über 42 Grad erhitzt wurden. Denn das ist die magische Zahl (Rohköstler kennen sie natürlich): ab dieser Temperatur beginnen Nahrungsmittel ihre Nährstoffe zu verlieren. Deshalb wird ja in der Rohkost-Küche sehr gerne ein Dörrapparat eingesetzt, der die Nahrungsmittel über mehrere Stunden schonend dehydriert. Der Effekt: vieles schmeckt dann auch wie “gekocht”, hat aber noch alle Nährstoffe. So entsteht zum Beispiel im 42°Raw die roh-vegane Lasagne aus Zucchinischeiben, Cashewcreme, Spinat, Petersilienpesto und gepressten Sonnenblumenkernen oder die süßen Energy Balls. Die werden aus Rosinen, Kokosnussblüten, Aprikosen, Walnüssen und Roh-Kakao gemacht und sind – wow! – echte Geschmacksbömbchen. Und das natürlich ganz ohne die Bösewichte Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Emulgatoren, raffinierter Zucker und wie sie alle heißen. Und was das Vorurteil angeht, man werde doch nicht richtig satt von Rohkost: Das ist Quatsch! Es kommt halt darauf an, was genau man isst. Es gibt ja eine Menge wirklich nahrhafte Zutaten wie Avocados, Nüsse und Kokosöl. Ich jedenfalls konnte meine Tapas-Auswahl aus roher Lasagne, Thai Nudeln und Sandwich im 42°Raw kaum aufessen. Noch dazu, weil ich danach ja noch unbedingt ein Dessert probieren musste – einen leckeren, ganz schön kompakten Schoko-Kuchen mit Cashews und Rohkakao. Und was ich in bezug auf die ziemlich teure Stadt Kopenhagen auch noch erwähnenswert finde: diese ganzen handgemachten, biologischen Rohköstlichkeiten sind preislich absolut im Rahmen. So oder so: Der Erfolg gibt dem Konzept recht. In der Stadt gibt es schon einige Dependancen und auch in London hat ein 42°Raw eröffnet. Wäre ganz schön, wenn es hier um die Ecke auch so einen Laden gäbe…
42°Raw
Pilestræde 32
1112 Kopenhagen
Dänemark